Normalerweise
verträgt sich eine Tomate mit einer Zwiebel gut. Hier allerdings liefern
sie sich ein Katz- und Mausspiel und rasante Verfolgungsjagden über
siebzig Minuten.
Zwiebelchen hat nämlich einen ausgesprochenen Sinn für Gerechtigkeit. Und er duldet nicht, dass seinem Freund Gurkenkürbis das kleine Häuschen, das er sich vom Mund abgespart hat, einfach weggenommen wird.
So organisiert er mit seinen Freunden eine Rettungsaktion. Sie verbünden sich gegen Tomate, den Polizeichef, und Prinz Zitrone, den Herrscher im Gemüseland. Und Zwiebelchen findet sogar in der Herrscher-Familie einen Freund, Kirschlein, der sich schon lange sehnt nach einem freieren Leben als das bei Hofe.
So vertreiben sie am Ende Zitrone und seine Sippschaft. Und
Kirschlein, Zwiebelchen und die Freunde bauen sich zusammen ein neues
Haus, wo alle einziehen können und Spaß haben.
*
Arila Siegert:
Insgesamt ist es sehr berührend, weil die Kinderaugen
und die Art, wie Kinder sich einbringen, so unmittelbar und unverfälscht
ist. Zum Teil ist es aber auch wie bei Erwachsenen. Es gibt Kinder, die
sich zurückhalten, die sich ausliefern, die Angst haben und weinen. Es
wird alles sehr deutlich gezeigt. Das ist eine gute Schule. Es ist mir
leicht gefallen, die Kinder zu interessieren. Und es war für mich
interessant, wie man sich auf Kinder einstellen muss, dass sie Spaß
daran haben. Sonst steigen sie aus. Der Witz ist ja, dass es sich gar
nicht so sehr unterscheidet. Man hat bei den Kindern zwar keine Profis,
die was ausführen, sondern man muss sich was einfallen lassen, was die
Kinder anregt zum Selbst-Finden.
Alexandra Hilger-Lee:
Ich habe darüber gelesen in dem Ballettbuch von
Eberhard Rebling und hatte schon lange vor, diese Geschichte vom
Zwiebelchen zu machen. Und dann ergab sich die Möglichkeit, das zu
realisieren mit einer gemeinnützigen Vereinigung als
künstlerisch-soziales Projekt: Von Kindern für Kinder mit Kindern.
A.S.: Erst dachte ich, das ist mir ja ganz fremd …
A.H-L: …Schluck…
A.S.: …Und dann habe ich den Stachel gespürt und mich gefragt, warum sollst du das nicht probieren? Das ist eine ganz neue Erfahrung, die hat mich gereizt. Und ich wollte auch mal wieder mein eigenes Metier fühlen, nachdem ich nun zehn Jahre in der Opernwelt bin – und es ging wie Butter.
A.S.:
Voraussetzung war, dass man die Kinder nicht überfordert und
etwas macht, was nicht kindgerecht ist. Ich bin ein akustischer Typ, ich
höre die Musik und sehe Bilder und weiß, was passieren muss. Insofern
habe ich das übers Hören und den Rodari entwickelt – und das Buch ist
ja, wie auch für Alexandra, die Urzelle dieses Cipollino.
A.H-L.: Ich empfand und empfinde das als super angenehm, dass wir uns „blind“ verstehen. Zwischen uns gab es ein gutes Zusammenspiel und von meiner Seite ein sehr großes Vertrauen Arila gegenüber, sodass ich mich voll auf die Arbeit, die Arila einbrachte, einlassen konnte. Ohne Wenn und Aber.
A.H-L.: Durch die Stoffpläne wusste Arila so ungefähr, was die Kinder mitbringen. Im Grunde habe ich das, was Arila den Kindern beigebracht hat, mit den Kindern ausgearbeitet.
A.H-L.: …Und Kostüme nähen …
A.S.:
Zwei Überlegungen: die eine war eine praktische. Wie will man
ein Bühnenbild mit einer privaten Ballettschule ohne Werkstätten
organisieren und wie will man das in ganz kurzer Bühnen-Probenzeit
realisieren? Das andere war ein künstlerischer Gedanke. Nach dem Roman
von Gianni Rodari war ja ein Trickfilm die nächste Stufe. Dazu hatte
Karen
Khachaturian die Musik gemacht. Und um sich auf diese Keimzelle des
Balletts zu besinnen, dachte ich, ein gemaltes Bühnenbild, das
verschwindet, wechselt und gleichsam ohne Materie ist, das passt zu
dieser doch sehr filmischen Musik. Und da habe ich diese sehr kreative
und für Kinder anregende Form gewählt. Weil wenn man da hinschaut, und
die Figuren agieren und die Farben ändern sich, ist das ein so
aufregender wie anregender Prozess. Und darum ging es ja bei dem ganzen
Projekt.
A.H-L.:
Eigentlich der Grundsatz meiner Schul-Philosophie, immer mehr
Kinder begeistern zu wollen für die Kultur, dass es eben doch lohnt,
Tänzer zu werden oder was am Theater zu tun; den Kindern diese Arbeit
näher zu bringen in der Hoffnung, dass einige da ihre Berufung für ihr
Leben finden; dass es den Kindern was mitgibt.
A.S.: Es geht um die Identifikation mit sich selbst, wenn man spürt, dass das, was man tut, richtig ist, dass es mit dir zu tun hat, und dass das andere auch fühlen. Und dass das neben dem tiefen individuellen Empfinden auch ein allgemeines Empfinden ist, das den Charakter stärkt und dich wegbringt von irgendwelchen Süchten und Ersatzbefriedigungen. Gerade heute doch sehr wichtig.