home konzept




Frappierend sinnlich - unglaublich perfekte Ensembleleistung

Arila Siegert inszeniert „Don Giovanni“ am Theater Plauen-Zwickau

Irene Constantin, in: Deutschlandfunk-Musikjournal, 25.Okt. 2010,
über die Premiere in Plauen (23.10.10)

Ihrer leuchtenden Kleider beraubte, nunmehr grau-mäusige Gestalten, drei Männer und drei Frauen, laufen aufeinander zu und verfehlen sich wieder und wieder; kein Mittelpunkt ist da. Dabei besingen sie halbherzig erleichtert gängige Moral. Der treulose Tunichtgut fand seine gerechte Strafe. Dieser aber, wie ein Springteufel der Hölle entstiegen, grüßt mit dem Champagnerglas. Dionysos, ewig jung und schön. Doch die Flasche ist leer. Am Ende hält er sie wie eine erloschene Totenfackel nach unten.
In Arila Siegerts Inszenierung des „Don Giovanni“ gibt es immer beides, die Tragödie und die Farce, die Tanzshow und das Drama, die hehre Oper und das sinnliche Spiel. Eine Banalität eigentlich, wenn man von Mozarts „Dramma giocoso“ spricht, aber in dieser Produktion ist die theatralische Ambivalenz bis zur Gleichzeitigkeit eng ineinandergeknüpft...

Das Inszenierungsteam kommt aus dem geistigen Umfeld Ruth Berghaus’ und eine winzige Hommage an Berghaus’ legendären Berliner „Giovanni“ war auch zu sehen. Der von allen umkreiste Mittelpunkt, sehr präsent und bewegungssensibel bis in die Fingerspitzen war Shin Taniguchi in der Titelpartie. Er beherrscht das gestische Singen, stellte seinen schönen volltönenden Bariton nicht vordergründig aus, ließ sich Zeit, vermittelte auch die leisen und gebrochenen Töne...
Katrin Kapplusch spielte sich als Donna Anna in eine tragische Größe hinein, ließ sie aber an den Umständen immer mehr zerbröckeln; stimmlich die reichste, leuchtendste in der außerordentlich jungen Besetzung. Ihr auch stimmlich noch sehr junger aber energischer Ottavio, Joshua Withener, wird schon seine nächste Frau dominieren. Hinrich Horn gab wohllautend beweglich den perfekten Leporello, fast symbiotisch mit seinem Herrn verbunden.
Das gesamte Ensemble einschließlich des individuell geführten Chores und der großartig kostümiert aufspielenden Bühnenmusiken bot eine so unglaublich perfekte Ensembleleistung, dass sie von Lutz de Veer und dem Orchester geradezu als Ganzes musikalisch getragen werden konnte.


In der japanischen Musikzeitschrift "Ongakugendai Tokyo" erschien ebenfalls ein Bericht über die Aufführung, die die Rezensentin Chihoko Nakata als sehr eindrucksvoll beurteilt.


...mehr