Hamburg. Die Studierenden der Opernklasse singen und spielen lebendig, die Regisseurin Arila Siegert erzeugt Poesie mit sparsamen Mitteln.
Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ steht gerade auf vielen Spielplänen. Auch in Hamburg: Vor gut zwei Wochen hatte das Drama um Intrigen, falsche Freundschaft und die Einsamkeit der Mächtigen Premiere an der Staatsoper, nun hat es die Hochschule für Musik und Theater herausgebracht. Bei der Stückauswahl ging es allerdings weniger darum, aus dem Stoff etwas Zeitgeistiges herauszulesen, sondern um die passenden Rollen, wie der Dirigent Willem Wentzel offenherzig bekennt...
Die Inszenierung hat man der Regisseurin Arila Siegert anvertraut, und im Graben sitzen die Symphoniker Hamburg...
Vergleiche hinken immer und der Vergleich zwischen einem großen Haus wie der Staatsoper und einem Ausbildungsinstitut sowieso. Hase und Igel lassen grüßen. Aber was Bühnenbild und Regie der beiden Hamburger Titusse angeht, hat der Igel von der Milchstraße die Nase vorn. Mit wenig Materialaufwand, aber einer spürbaren Offenheit schafft Siegert ein modulables Interieur aus ein paar hellen Sesseln und vier weißen Holztreppen, die sich nach Bedarf gegeneinander verschieben lassen.
Auf das Ganze wird projiziert, was Helge Leiberg im Lauf der Aufführung lose assoziierend zeichnet und malt. Das wirkt poetisch, schafft Freiheit im Kopf...
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(Hamburg, 12.5.2024)
An der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bringen die Studierenden der Opernklasse Mozarts „La clemenza di Tito“ mit schlichter Sachlichkeit auf die Bühne des Forums. Als Chor zu einer verblüffenden Einheit findend, sind vor allem die solistischen Fähigkeiten der Protagonisten des Tito, Changwook Jang, und des Sesto, Mengying Jia, hervorragend.
Von Klaus Fuchs, concerti, 13. Mai 2024
Mit seiner „La clemenza di Tito“, macht die Hochschule für Musik und Theater der Staatsoper Hamburg durchaus Konkurrenz...
Wo am Gänsemarkt zweifelhaftes Regietheater dazu führt, dass sich der großherzige Milde zeigende und dafür mit Verrat gestrafte Tito am Schluss der Oper am liebsten selbst eine Kugel ins Hirn pusten möchte, profitiert die Hochschule nicht zuletzt von der intimeren Atmosphäre des kaum mehr als dreihundert Sitzplätze fassenden Forums...
Vor allem gesanglich beweisen die Studentinnen und Studenten der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, dass man sich um den Nachwuchs kaum sorgen muss; mit etwas mehr schauspielerischer Expressivität ist dessen Erfolg allemal gesichert. Um nochmal auf die Staatsoper Hamburg zurückzukommen: An diesem Premierenabend brauchte sich nun wirklich keiner zu erschießen.
Willem Wentzel (Leitung), Arila Siegert (Regie/Bühne), Alba Carlota Reifenrath & Oliver Velthaus (Kostüme), Clara Brezinka, Stefan Czura, Pantelis Tiliakos & Charlotte Wulff (Dramaturgie), Changwook Jang, Julia Siegwart, Lisa Kereselidze, Mengying Jia, Esther Barski, Volodymyr Milushkin, Fausto Nardi (Cembalo), Studierende der Opernklasse, Symphoniker Hamburg