
Chihoko Nakata, in: Ongakugendai, Tokyo, Jan 2007
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... In weißen, luftigen und auf ein Mindestmaß an Einrichtung reduzierten
Räumen dirigiert [die Regisseurin] das Ensemble in immer neue Bilder.
Mit
Shin Taniguchi (Danilo) und der Afroamerikanerin Wendy Waller
(Hanna Glawari) hat sie ein außergewöhnliches Protagonistenpaar. Sie sind jung,
selbstbewusst und ganz ohne die großen Gesten und ausufernden Töne des
Genres. Mit fast jungenhafter Unbekümmertheit spielt Taniguchi den Playboy
mit der schönen Stimme, dem unwiderstehlichen Charme und dem, warum auch
immer, tief verborgenen, ehrlichen Gefühl. Und Wendy Wallers Hanna ist
ladylike ohne divenhafte Schnörkel, sie bewegt sich nahezu gekonnt in einer
Welt, die nicht die ihre ist. Beiden gelingen die Zwischentöne am besten.
Das nicht muttersprachliche Deutsch wirkt" ein wenig wie Brechts berühmter
Verfremdungseffekt: Man hört genauer hin ...
J.D. Schubert, "Liebe hin, Ehe her",
in: "Sächsische Zeitung, 06.Nov. 2006
... Ich gratuliere zu dieser Inszenierung, die zu den besten gehört, die
seit vielen Jahrzehnten zu erleben waren, und dies für das gesamte
Deutschland. Ihre großen Verdienste: Der Verzicht auf jene hämische Ironie,
mit der man zu oft dem Werk begegnet. Der Verzicht auf das "Es ist ja bloß
Operette!" Das wirkliche Ernst-Nehmen der Vorgänge und Figuren. Die
choreographische, d.h. körperhafte, gestische Präzision. Die Musikalität der
Inszenierung. Und schließlich: Der erlebbare Spaß, den alle Beteiligten
hatten. Das Werk ist kein Nebenher, und es hat seine Tiefenschichten. Und
die Vorgänge haben ihre Tiefenschichten und ihre Aktualität gerade jetzt.
Dies hat die Inszenierung begriffen. Also fand gestern ein wirklich
ungewöhnlicher Abend im Theater Görlitz statt ...
Prof. Gerd Rienäcker, Berlin,
in einem offenen Brief ans Ensemble, 06.Nov. 2006
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vgl. auch die Version,
die Peter Mussbach im Juni 2006
an der Berliner Staatsoper herausbrachte
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