Am Ende gab es Beifall über Beifall und wie selbstverständlich Standing Ovations. Alle waren beeindruckt von dem Bühnenfeldzug, der zwischen Obst und Gemüse in der Kölner Oper entbrannt war. Die Idee zu einer Inszenierung der Ballettmusik von Karen Surenovich Khatchaturians Komposition „Cipollino" hatte Alexandra Hilger-Lee, die Choreographie entwickelte Arila Siegert.
Eine wahre Meisterleistung, denn das Stück, das nach einer Vorlage des Italieners Gianni Rodari entstand, und im Programmheft wiedergegeben wurde, präsentierte sich auf der Bühne klar und temporeich. Der autoritäre Herrschaftsstaat der Früchte versucht dem friedliebenden Gemüse das Leben zu versauern, dass Khatchaturian im Stalinismus an der Seite von Schostakowitch aufgewachsen ist, sieht man Bild für Bild. An vorderster Front die Tomate als Polizeichef und das Zwiebelchen Cipollino in der Rolle des Rebellen. Alexandra Hennecke und Lisann Herfeld tanzten ihre Passagen wunderbar sicher und temperamentvoll.
Das Projektorchester „Amici di Cipollino" unter Leitung von Burkard Peterson agiert kraftvoll und sorgt für eine gute Laune, die auf der Bühne vom ersten Bild bis ins Finale hinein das Spiel der 170 Kinder durchpulst. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer klugen Konzeption, die stets den direkten Weg findet, um komplexe Zusammenhänge darzustellen. Die Choreographie und die von Jakob Knapp verblüffend stilsicher gestalteten Kostüme sind Hand in Hand zu einer mitreißenden Inszenierung entwickelt.
Im Opernhaus entzückt ein märchenbuntes Tanztheater für Kinder. 160 Darsteller zwischen fünf und 20 Jahren erzählen „Die Geschichte vom Zwiebelchen" frei nach dem Ballett „Cipollino" (1973) des Moskauer Komponisten Karen Khatchaturian. Die Choreographin Arila Siegert hat die Parabel um Fürstenwillkür, Mut und die Macht der Freundschaft gekürzt. Sie hat für die Kinder klare Formationen, für fortgeschrittene Ballettschülerinnen auch ausdrucksstarke Soli entworfen, Tänze mit Gefühl und Witz.
Zuerst tummelt sich auf dem Markt viel junges Gemüse. Der Gurkenkürbis baut ein Haus. Das aber beansprucht der Fürst, er erhebt sogar Steuern auf Sonne, Wind und Regen. Denn er leistet sich viel Polizei und kostspielige steife Hofbälle. Aber einer muckt auf: Cipollino. Er findet Freunde wie die Maulwürfin, die ihm helfen, Gefangene zu befreien. Im Volk und bei der Obrigkeit wird viel getanzt, stolziert, gewieselt, gepurzelt, mit staunenswerter Disziplin und Mut zu raumgreifendem Spiel. Die Rebellen müssen auch Angst und Einsamkeit aushalten. Aber sie gewinnen.
Burkard Peterson leitet ein semi-professionelles Projektorchester
durch Khatchaturians eingängige Nummernmusik zwischen Klassik, Film
und Jazz. Bühnenbilder gibt es nicht. Stattdessen malt Jakob Knapp
live am Projektionstisch verspielte, heitere, bedrohliche Aquarelle.
Die Ballettpädagogin Alexandra Hilger-Lee leitet das Gastspiel. In
ihrem Projekt arbeiten Profis mit Kindern, die große Truppe ist
schon für die klassischen Künste gewonnen. Offenbar macht es
riesigen Spaß, eine spannende Geschichte ganz ohne Worte zu
erzählen, allein mit Körpersprache, mit Bewegung zur Musik und im
Raum.