Es ist sehr kompliziert. Setting und Kostüme sind gemietet und müssen angepasst werden. Es ist kein Spielbetrieb, wie wir ihn gewohnt sind. Es gibt keine Werkstätten, nur wenig Staff – eine Dame für die Veränderung der Kostüme, zwei Hilfskräfte. Die Technik ist gewohnt den Spielbetrieb zu organisieren. Es gibt einen Bühnenmeister, technische und Beleuchtungs-Crew. Es läuft alles wie eine Art Tourneetheater.
Du musst alles machen, du hast Maskenbesprechung, musst Kostüme einkaufen, wenn – wie in meinem Falle – das das gemietete Kostüm gar nicht passt. Dann gehst du Shoppen mit der Sängerin. Du bist für alles verantwortlich, musst das Setting organisieren; ich habe einige Veränderungen im Bühnenbild vorgenommen. Das ist alles sehr breit gefächert und sehr anstrengend, weil es in extrem kurzer Zeit – sowohl die Einstudierung wie auch die szenische Realisierung auf der Bühne mit Licht, Kostümen und Bühnenbild – stattfinden muss.
Ich war überrascht, ein wie hochprofessionelles Arbeiten es war, musikalisch wie szenisch. Wir haben bis zu zehn Stunden pro Tag probiert. Und da alle immer zur Verfügung sind, kann man den Plan auf dieses schnelle Vorwärtskommen zuschneiden. Sie arbeiten auch zuhause im Hotel noch weiter, sodass sie in der nächsten Probe fast alles bringen, was besprochen und gestellt war. So hat man wenig zu wiederholen, sie haben das „drauf“, man kann weitergehen und man wiederholt nur einmal.
Das Haus fasst rund 3.000 Besucher. Es ist eine riesengroße Bühne, die Morsani Hall, die größte in diesem Theater-Komplex, der fünf verschiedene Bühnen hat. Angeschlossen ist eine Ballett-Schule, die aber getrennt verwaltet wird. Dadurch ist es auch etwas schwierig, beide Organisationen miteinander zu vernetzen.
Es wurde mir sehr empfohlen. Daniel Lipton, der Dirigent und Künstlerische Leiter, wollte gern die Verbindung zum Ballett. Und ich habe die Tänzer eingesetzt als sensibles, fragiles Element, das die Natur im Stück, die Welt von Papageno, symbolisiert. Ich habe sie eingebaut im Finale I als die Tiere, „Holde Flöte“. Auch die Sklaven werden von Tänzern dargestellt.
Auch eine andere Bedeutung. Der Licht-Designer entwirft das Licht-Konzept allein, und du musst dein Okay geben oder auch nicht. Man arbeitet nicht an einem gemeinsamen Konzept zusammen, wie wir es in Deutschland gewohnt sind. Der Licht-Designer versucht seine eigenen Intentionen umzusetzen und nicht die Intentionen des Regisseurs.
Das Haus will dadurch mehr jüngeres Publikum gewinnen, breitere Schichten ansprechen. Und sie verkaufen die Proben. Für mich war das eine zusätzliche Belastung. Es sitzen dann immerhin dreißig oder vierzig Leute da, kommen rein und gehen wieder raus – leise. Aber es ist doch auch eine Gefahr. Wenn eine Probe nicht so gut läuft und man etwas macht, wo man nicht gleich den richtigen Punkt findet – das gibt es ja –, dann ist das öffentlich und könnte der Sache auch schaden.
Ich bin sehr glücklich mit der Fassung. Wir haben die Rezitative stark gekürzt, sie sind in Englisch und alles andere in Deutsch. Die Authentizität der Musik bleibt gewahrt. Aber das Szenische wird verständlicher und rückt näher an die Leute ran, sodass der ursprüngliche Charakter der „Zauberflöte“ als ein Singspiel klarer wird.
Der musikalische Chef, Prof. Daniel Lipton, war zu meiner Dessauer Zeit in den 1990-iger Jahren GMD in Dessau. Wir haben da schon zusammen gearbeitet. Hier hat er seine zweite Spielzeit. Die Zusammenarbeit mit ihm ist wunderbar. Er ist jede Probe da. Er geht mit der Musik auf das Szenische ein. Es ist ein sehr enges und fruchtbares Miteinander.
Genau.